Die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet haben im Herbst 2022 ihr Gutachten zum regionalen Einzelhandel veröffentlicht. Diese Erhebung wird alle zwei Jahre durchgeführt und umfasst alle Geschäfte mit einer Mindestgröße von 650 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Die Zahl der Betriebe und der Verkaufsflächen hat sich in den zurückliegenden beiden Jahren kaum verändert. Mit 3.716 waren es sieben Ladenmieter weniger als 2020. Die Zahl der leerstehenden Flächen hat sich reduziert: Belief sich die Leerstandsquote 2018 noch auf 7,4 Prozent, so waren es 2022 noch 6,7 Prozent. Einer der Gründe mag sein, dass vielfach Verkaufsflächen, die als solche nicht mehr vermietbar waren, alternative Nutzungsarten fanden. Das können zum Beispiel Mikro-Lager für Schnelllieferdienste sein sowie Lager- und Reparaturflächen für E-Scooter. Diese neuen Branchen benötigen ebenerdige Flächen, oft greifen sie auf ehemalige Läden in Nebenlagen zurück.
Anzahl der Geschäfte hat sich kaum verändert
Auch wenn die reinen Zahlen etwas anderes suggerieren, so waren größere Veränderungen bei der Art der Läden zu verbuchen. So gab es vielfach einen Wechsel der Branchen in den Geschäften. Vor allem Discounter, Drogerie- und Supermärkte öffneten zusätzliche Läden, häufiger in zentralen Innenstadtlagen und auf immer mehr Quadratmetern. „Dabei muss man allerdings sehen, dass diese Mieter oft einen geringeren Mietzins zahlen als die vorangegangenen Nutzer: Die Margen im Lebensmittelbereich sind sehr viel kleiner als bei Mode. Daher müssen die Vermieter oft mit weniger Miete pro Quadratmeter auskommen“, beobachtet Stefan Pásztor, Geschäftsführer der Xcorp Immobilien in Essen.
Baumärkte boomen und erweitern ihre Geschäfte
Auch Baumärkte zählen zu den Branchen, die in den zurückliegenden Monaten Geschäfte eröffneten beziehungsweise Standorte erweiterten, so etwa die Firma Bauhaus in Dortmund, Toom in Bochum oder Gartencenter Augsburg in Castrop-Rauxel. Unter den insgesamt 84 vorhandenen Betrieben, die ihre Verkaufsfläche erweiterten, waren 68 Lebensmittelmärkte, die damit nun über rund 12.000 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsflächen verfügen.
Gleichzeitig sank der Anteil von anderen Branchen an der Gesamtverkaufsfläche. Dazu zählen beispielsweise Mode- und Schuhanbieter. Auch Elektrofachmärkte schlossen beziehungsweise verkleinerten ihre Flächen. So gab es Schließungen der Elektromärkte Conrad (Dortmund, Essen), Saturn (Essen, Gelsenkirchen) und Medimax (Mülheim). Diese hatten zumeist Läden in zentralen Lagen angemietet. Die Gründe hierfür sind hinlänglich bekannt: Mode und Unterhaltungselektronik gehören zu den Branchen mit sehr hohem Onlineanteil.
Essen ist zweitwichtigste Einkaufsdestination im Ruhrgebiet
Auch viele inhabergeführte Fachgeschäfte, vor allem aus dem Mode- und Sportbereich, schlossen in den zurückliegenden beiden Jahren im Ruhrgebiet ihre Pforten.
Aktuell bewegt sich in Essen die Zahl der Verkaufsfläche pro Einwohner bei 1,04 Quadratmeter. Die Metropole ist mit rund 603.500 Quadratmeter Verkaufsfläche nach Dortmund (rund 660.400 Quadratmeter) die zweitwichtigste Shopping-Destination des Ruhrgebiets. Mülheim an der Ruhr verfügt über 221.546 Quadratmeter Verkaufsfläche, was 1,30 Quadratmeter pro Einwohner entspricht. Oberhausen zählt 333.743 Quadratmeter, was einen Anteil von 1,59 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Bewohner widerspiegelt. Verantwortlich für diesen hohen Wert ist das Einkaufs- und Freizeitzentrum „Centro“.